Meditation auf das Herzchakra
Nun lernen wir im spirituellen Herzzentrum zu meditieren. In spirituellen Schriften wird oft über die Chakras oder spirituellen Zentren im menschlichen Körper berichtet. Kurz gesagt, die Lebensenergie des Universums fließt hauptsächlich durch drei Kanäle, diese werden Ida, Pingala und Sushumna genannt. Sie existieren in unserem subtilen Körper als Kanäle für Prana oder Lebensenergie und laufen rechts, links sowie in der Mitte unseres Körpers entlang. Diese drei Kanäle treffen an sechs verschiedenen Stellen unseres Körpers zusammmen – dort liegen die Chakras. Ein siebtes Chakra liegt im Gehirn. In seinem Buch Kundalini: Die Kraft der göttlichen Mutter gibt Sri Chinmoy einen detaillierten und faszinierenden Überblick über die Chakras und ihre außerordentliche Macht und Eigenschaften.
Das Herzchakra oder Herzzentrum wird Anahata genannt – es ist wie ein großer Raum in einem Haus, wo die Eigenschaften unserer höheren Natur zu finden sind. Innerer Frieden, Einssein mit Anderen, Liebe und Mitleid, Weisheit, Intuition und Glücklichsein sind ebenfalls integrale Qualitäten unseres Herzens. Und je mehr wir uns mit dem Herzen und nicht mehr mit dem Verstand identifizieren, desto mehr von diesen Qualitäten fließen in unser Leben ein.
Während der Verstand ständig aktiv ist, ist das Herz nur Ruhe und Stille. Wo der Verstand analysiert und trennt, harmonisiert das Herz, vereinigt es sich mit Allem. Und wo der Verstand zögert und zweifelt, ist das Herz mächtig und vertrauensvoll und weiß immer, was zu tun ist.
Das spirituelle Herz ist auch der Platz, wo unser „Innerer Lenker“ – unsere Seele – zu finden ist. Je ruhiger unser Verstand wird, um so eher können wir der Weisheit unserer Seele lauschen – unserem wahren Selbst. Der Weg des Herzens ist kein irrationaler Sprung in blinden Glauben, kein Verzicht auf rationales Denken, sondern die Erkenntnis, dass es in uns Wissen und Möglichkeiten gibt, die jenseits unseres Verstandes liegen.
Das Licht der Seele
Sri Chinmoy vergleicht die verschiedenen Teile unseres Wesens – physischer Körper, Verstand, Vitales, Herz und Seele – mit Brüdern und Schwestern in einer Familie. Wir denken, dass der Verstand mit einem älteren Bruder oder einer älteren Schwester verglichen werden kann, doch nein, es ist die Seele, die das älteste Mitglied der Familie ist und der Verstand der unruhige und weniger erleuchtete jüngere Bruder. Mit der Zeit hört der jüngere Bruder immer mehr auf den älteren – der Verstand hört mehr und mehr auf das Herz. Das Licht der Seele wirkt durch das Herz und von dort aus formt und erleuchtet es auch den Verstand. Durch die Meditation entdecken wir die Kraft und Schönheit des spirituellen Herzens und der Seele und stellen die Balance zwischen mentalen und spirituellen Aspekten unseres Lebens wieder her. Die Meditation auf das spirituelle Herz ist der Weg in unser inneres Leben. Auf diesem Weg wird der Reisende eine neue Welt voller Reichtümer finden, und deren Entdeckung wird die Art und Weise, wie wir leben, völlig verändern.
In seinem Buch Meditation: Menschliche Vervollkommnung in göttlicher Erfüllung schreibt Sri Chinmoy: „Wenn du die ganze Zeit in deinem Verstandesraum bleibst in der Hoffnung, ihn von innen her zu erleuchten, wirst du deine Zeit verschwenden. Wenn ich eine Kerze anzünden will, muss ich eine Flamme, die schon brennt, benutzen. Glücklicherweise ist der Herzensraum schon erleuchtet.“
„Der Verstand braucht eine übergeordnete Kraft, um ihn ruhig zu halten. Diese übergeordnete Kraft ist die Kraft der Seele. Du musst das Licht der Seele aus dem Innern deines Herzens hervorholen. Wenn du weißt, was du willst und wo es zu finden ist, ist es klug, zu diesem Platz zu gehen. Stell dir vor, du hast die Möglichkeit, an zwei Plätzen zu arbeiten. An einem Platz wirst du 200 Dollar verdienen und an dem anderen Platz 500 Dollar. Wenn du klug bist, wirst du deine Zeit nicht an dem ersten Platz verschwenden.“
„Wenn du auf das Herz meditierst, wirst du nicht nur Strebsamkeit bekommen, sondern du wirst auch die Erfüllung dieser Strebsamkeit erhalten: den unendlichen Friede der Seele, ihr Licht und ihre Glückseligkeit.“
Meditation – Ausdehnung ins Unendliche
Während durch Konzentration das intensive Fokussieren entwickelt wird, z.B. das Sich-beschränken auf einen einzigen Punkt, erweitern wir durch Meditieren das Endliche zum Unendlichen hin. Sri Chinmoy vergleicht die Meditation bildlich mit dem horizontlosen Himmel und der Stille des ruhigen Meeres. Der meditative Verstand ist der ruhige Himmel und das spirituelle Herz der unendliche Ozean.
Wenn du es schwierig findest, dir das spirituelle Herz vorzustellen, stell dir eine kleine Stelle in der Mitte deiner Brust vor – das Herz-Chakra. Stell dir vor, dass dein Atem direkt durch dieses Zentrum fließt. Mit der Zeit kannst du dann dort ein warmes Gefühl empfinden.
Wenn dein Verstand ruhelos ist und dich ablenkt, denk an die Reinheit deines Herzens und daran, dass du dort einen Schrein hast. Reinheit ist eine mächtige Qualität in unserem spirituellen Leben. Sie verbindet uns mit unserer Seele und den kraftvollen meditativen Energien unseres Herzens. Die weltlichen Dinge, mit denen sich unser Verstand beschäftigt, verlieren durch sie an Wichtigkeit und Relevanz. Wenn du Reinheit anrufst oder in der Stille das Wort Reinheit wiederholst und die Anwesenheit eines inneren Schreins in deinem Herzen fühlst, wirst du leichter meditieren können.
Wenn du zum Meditieren an deinem besonderen Platz sitzt, versuche zu fühlen, dass deine ganze Existenz nur Herz ist. Du bist nicht dieser Körper, nicht dieser Verstand – du bist nur das Herz. Oder als eine Variante – du bist nur die Seele. Du kannst innerlich wiederholen: „Ich bin die Seele, ich bin die Seele, ich bin die Seele.“ Es ist auch hilfreich, sich die Seele im Herzzentrum als inspirierendes Bild, als ein Ideal vorzustellen – als ein Licht, eine Blumenknospe, ein kleines schönes Kind, einen Yogi in tiefer Trance. Wähle dein eigenes Bild oder Ideal, um dir deine Seele vorzustellen.
Nun lass deine Vorstellung sich ausdehnen: Das Licht deiner Seele füllt allmählich dein ganzes Wesen; die Blume öffnet sich Blütenblatt für Blütenblatt, bis du nur noch die Blume und ihr Duft bist – der Duft der Seele; die Ausgeglichenheit und Losgelöstheit der Welt des Yog füllt dein ganzes Wesen mit Frieden. Vorstellungen und Visualisierungen dieser Art sind hilfreich, um ein meditatives Gefühl hervorzurufen und die Heiligkeit und Wirklichkeit von Herz und Seele zu fühlen.
Frieden beginnt im eigenen Herzen
Lasst uns das Bild einer Herzensblume besuchen und die Meditation darauf ein bisschen vertiefen. Sri Chinmoy vergleicht das menschliche Herz mit einem Blumengarten, in dem wir wie ein Kind in einer Oase der Schönheit spazieren gehen. Stell dir deine halbgeöffnete Lieblingsblume in deinem spirituellen Herzen vor. Damit dir das besser gelingt, kannst du eine Blume auf deinem Schrein einige Minuten anschauen und dir jedes Detail einprägen, dann die Augen schließen und dir dieses Bild in deinem Inneren vorstellen. Betrachte dann, wie sich die Blüte ganz langsam immer mehr, Blütenblatt für Blütenblatt öffnet. Wenn die Blüte dann nach einigen Minuten ganz offen ist, ist die Blume dein Herz geworden und dein Herz die Blume. Halte dieses Bild deines Herzens als Blume einige Minuten fest und fühle, das der Duft dieser Blume dein ganzes Wesen durchdringt. Die Schönheit, der Duft und die Reinheit der Blume ersetzen zuletzt jedes Teil deines Körpers.
Es ist ungewöhnlich, dass ein spiritueller Meister über das Herzzentrum schreibt. Wie kommt es, dass solch eine machtvolle Realität, das Zentrum solch unendlicher Fähigkeiten uns so wenig bekannt ist? Sri Chinmoy beschreibt das Herzzentrum immer wieder als größer und weiter als das universelle Bewusstsein, als einen Platz, wo man Einssein mit dem gesamten Kosmos am tiefsten verspürt. Und diese Kraft kann Zeit und Raum überwinden und eines Tages dazu führen, dass ein Zeitalter der Harmonie und des Friedens auf der Erde entsteht.
Wenn Du regelmäßig auf das Herzzentrum meditierst, wirst du die Schönheit deines eigenen Herzens erfahren: Du wirst mehr Einsicht in alles bekommen, mehr Lebensfreude entwickeln, freundlicher und friedvoller werden und fühlen, dass wir alle ein Teil des Anderen sind. Dadurch werden deine Ängst weninger, dein Ego wird kleiner und du bist weniger einsam.
Ein Gefühl des Einsseins, der unendlichen Weite, des Glücks und der bedingungslosen Liebe – das sind einige Eigenschaften des spirituellen Herzens. Wie die Wellen, die ein in einen ruhigen See geworfener Stein auslöst, werden sich die Handlungen derjenigen, die im Herzen leben, in die Welt, in der sie leben, ausbreiten und guten Willen, Sympathie, Zufriedenheit und Frieden verbreiten. Das ist der Schlüssel zu Harmonie in der Welt – doch zuerst müssen wir dies in unserem eigenen Leben etablieren, bevor wir es in der übrigen Welt erreichen können: Frieden in der Welt fängt mit Dir und mir an!
Einige Dinge, die du tun kannst, um deine besten Eigenschaften aus deinem Inneren hervorzuholen, zu entwickeln und damit den schnellsten Fortschritt zu machen:
– Öffne dein spirituelles Herz und höre auf seine innere Stimme,
– Meditiere, pflege und entwickle dein inneres Leben,
– Lass dich von anderen Suchern inspirieren,
– Lies die Schriften von großen spirituellen Meistern,
– Stärke deinen physischen Körper, damit du dynamisch wirst oder bleibst.